(Motorsport-Total.com) – Mit dem Gewinn der Meisterschaft in der vergangenen MotoGP-Saison endete für Yamaha eine lange Durststrecke.
Seit Jorge Lorenzos WM-Titel in der Saison 2015 kämpfte Yamaha in der Königsklasse mit Problemen. Fabio Quartararo erlöste die Japaner, doch seine Markenkollegen konnten die Erwartungen nicht erfüllen.
„Wir hatten größere Erwartungen an unser Fahreraufgebot im Ganzen“, gesteht Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis. Mit Maverick Vinales, Franco Morbidelli und Valentino Rossi verfügte Yamaha über drei Siegfahrer. Doch diese drei Fahrer standen klar im Schatten von Weltmeister Fabio Quartararo.
„Wir verfügten über ein starkes Fahreraufgebot. Beim Saisonstart waren wir unglaublich stark. Mit dem Werksteam gewannen wir die ersten drei Rennen“, blickt Lin Jarvis zurück. „Maverick siegte beim ersten Lauf, Fabio holte die Siege beim zweiten und dritten Rennen.“
„Wir hatten unsere Probleme aus dem Vorjahr behoben und befanden uns auf einer Mission. Wir erkannten, dass es eine gute Saison werden kann. Fabios Saison entwickelte sich sehr gut. Selbst bei schwierigen Rennen sammelte er viele Punkte“, erinnert sich der Yamaha-Rennleiter.
Mit der Performance des späteren Weltmeisters war Yamaha mehr als zufrieden. „Als Champion muss man alles andere ausblenden und sich voll und ganz auf seine Arbeit konzentrieren können. Er leistete tolle Arbeit, um das hinzubekommen“, lobt Lin Jarvis.
Fehlende Konstanz bei Maverick Vinales und vorzeitiges Ende im Sommer
Doch die andere Seite der Box des Werksteams bereitete Sorgen. „Auf Mavericks Seite gab es Probleme. Er war das ganze Jahr über nicht konstant“, bilanziert Lin Jarvis. „In Assen erreichten wir den Tiefpunkt, als er den Wunsch äußerte, das Team zu verlassen. Er wollte sich neu orientieren. Diese Geschichte wurde ausreichend besprochen.“
„Was nach der Sommerpause passierte, überraschte uns“, spielt er die Kontroverse beim Grand Prix der Steiermark an, die Vinales‘ Suspendierung zur Folge hatte. Wenig später wurde der Vertrag mit dem Spanier aufgelöst.
Franco Morbidelli konnte die Chance im Werksteam (noch) nicht nutzen
„Das Resultat war, dass Maverick das Team verlassen musste. Das brachte uns in Schwierigkeiten, was die Teamwertung angeht, weil man zwei Fahrer benötigt, um ein Team zu bilden und Punkte zu sammeln. Das war ein Problem“, erklärt Lin Jarvis, der Franco Morbidelli ins Werksteam beförderte. „Gleichzeitig eröffnete sich dadurch eine Chance, denn wir konnten Franco ins Werksteam holen, als er nach seiner Verletzung zurückkehrte.“
Doch Morbidelli konnte seine Ziele ebenfalls nicht erreichen. „Francos Saison war aber nicht so gut, wie wir und er erhofften. Im Vorjahr war er Zweiter, er gewann drei Rennen. Auf Grund von Corona startete er mit der 2019er-Version“, berichtet Lin Jarvis.
„Diese Entscheidung wurde bereits Mitte 2020 getroffen. Er hatte also einen Nachteil, weil das 2019er-Bike nicht weiterentwickelt wurde. Die 2021er-Version hingegen erhielt viele Updates. Das brachte Franco in Schwierigkeiten. Dann kam die Verletzung hinzu. Er entschied sich für die Operation, was eine clevere Entscheidung war“, so der Yamaha-Rennleiter.
„Wir holten Franco ins Werksteam und hofften, dass wir mit ihm um die Teamwertung kämpfen können. Doch es war nicht leicht für ihn, weil er ziemlich zeitig nach der Knieoperation zurückkam“, erklärt Lin Jarvis. „Seine Einsätze waren mit Blick auf 2022 wertvoll, doch sie brachten dem Team nicht viel in Sachen Punkte. Doch wir sind überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.“
Valentino Rossi enttäuscht aus sportlicher Sicht
Die MotoGP-Saison 2021 war das Abschiedsjahr von Valentino Rossi, der sportlich gesehen ein enttäuschendes Jahr erlebte. Rossi konnte keine weiteren Podestplätze erreichen und hatte oft Mühe, aus eigener Kraft in die Top 10 zu fahren.
„Valentino wollte schwungvoll in die Saison starten und hatte vor, es zu versuchen. Durch Corona war die Saison 2020 seltsam. Wir starteten erst im Juli und es gab keine Fans. Valentino wollte eine volle Saison bestreiten und erkennen, ob er nach wie vor konkurrenzfähig ist. Doch er spürte zeitig in der Saison, dass das Niveau erneut angezogen hat. Die jungen Fahrer werden immer schneller. Es war nicht einfach für Valentino“, kommentiert Lin Jarvis.
War es ein Fehler, Rossi ein weiteres Jahr mit einer aktuellen Werksmaschine auszurüsten? „Wir würden diese Entscheidung erneut treffen, weil er eine volle Abschiedssaison verdient hat, um stilvoll abzutreten“, bekräftigt Jarvis die Entscheidung von Yamaha.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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