(Motorsport-Total.com) – Marcel Schrötter zählt in der Moto2-WM zu den Fahrern mit der größten Erfahrung.
Seit der Saison 2013 ist der Deutsche Stammpilot in der mittleren Kategorie. Er steht somit vor seiner zehnten Moto2-Saison. Bisher schaffte es Schrötter fünf Mal aufs Podium. Ein Sieg gelang dem Landsberger noch nicht. Die Saison 2022 wird für Schrötter wegweisend.
„Bereits die beiden zurückliegenden Jahre waren extrem wichtig. Das Ziel ist immer noch die MotoGP“, erklärt Schrötter im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘. Als WM-Zehnter konnte sich Schrötter in der vergangenen Saison nur bedingt empfehlen. Dessen ist er sich bewusst.
„Die MotoGP ist aktuell sehr weit weg und ich bin mittlerweile 29 Jahre alt. Da wird es schwieriger, aber es ist ein Vorteil, dass ich der einzige deutschsprachige Fahrer bin. Also ich denke nach wie vor, dass wenn ich ein gutes Jahr habe, die Chance schon da ist, dass ich da irgendwo mit reinrutschen kann. Das geht aber nur, wenn die Ergebnisse passen“, bemerkt der Intact-Pilot.
Zehnte Plätze machen Marcel Schrötter keinen Spaß
„Trotzdem wird die Saison extrem wichtig, weil das Ziel ist, mit 30 oder 32 Jahren nicht mehr Moto2 zu fahren“, stellt Schrötter klar. „Mir geht es sicher gut in meinem Team. Ich bin extrem wichtig für das Team. Das ist auch einer der Gründe, warum sie weiter an mir festhalten, klar. Ich habe soweit alles, was ich brauche. Aber die Klasse selbst ist so unheimlich schwierig.“
„Ich will Spaß haben und der Spaß kommt mit dem Erfolg“, schildert Schrötter. „Wenn ich jetzt Jahr für Jahr schaue, um auf Platz zehn herumzufahren, dann macht es auf Dauer keinen Spaß, für den Aufwand, den man betreibt. Man muss eine Menge Opfer bringen und dann nur auf Platz zehn zu fahren, reicht nicht.“
„Es ist die Weltmeisterschaft und kein Kindergeburtstag, aber ich will wieder weiter nach vorne. Ich möchte irgendwo auch mal eine Belohnung für die ganze Arbeit bekommen“, bemerkt der Deutsche, der sich vorstellen kann, das Team zu wechseln: „Wenn das auf Dauer so weitergeht, dann macht ein Wechsel Sinn. Damit ein Wechsel sinnvoll wird, müssen aber die Ergebnisse passen.“
Auch die Superbike-WM und die Supersport-WM reizen Marcel Schrötter
Doch die MotoGP ist nicht das einzige Ziel. „Wenn es Richtung Superbike-WM gehen sollte, macht es nur Sinn, für ein Topteam zu fahren“, stellt Schrötter klar. „Das oberste Ziel muss die MotoGP bleiben. Dafür arbeitet man und gibt alles. Irgendwo muss man aber auch Realist sein.“
In den vergangenen Jahren wurde die Supersport-WM für viele Moto2-Piloten zu einer reizvollen Option. Randy Krummenacher, Sandro Cortese, Andrea Locatelli und zuletzt Dominique Aegerter kamen aus der Moto2 und gewannen die Meisterschaften.
„Krummenacher war der erste Fahrer, der in der Moto2 wirklich gar nichts mehr gerissen hat und in der Supersport-WM im ersten Rennen gewann“, kommentiert Schrötter. „Oder Philipp Öttl, der in der Moto2 nur ein Jahr auf einem schwierigen Motorrad hatte. Da ging halt auch gar nichts, aber dann kämpft er zwar nicht um den Titel, aber um Platz drei in der Meisterschaft. Das ist für die Meisterschaft kein sehr gutes Bild. Die Leute sehen das natürlich.“
Ausschließen möchte Schrötter einen Wechsel in die Supersport-WM aber nicht. „Da kann auch noch eine lange Karriere drin sein“, schaut Schrötter. „Aegerter war in der Moto2 immer hinter mir, jetzt ist er Supersport-Weltmeister – Supersport hin oder her. Die ist natürlich nicht sehr bekannt und angesehen, aber den Titel zu haben, da kann man schon sehr stolz drauf sein.“
Finanzielle Situation in der Supersport-WM besorgt Marcel Schrötter
„Auf der anderen Seite, wenn man dann sieht, das Aegerter und so Geld mitbringen muss, um da mitfahren zu können – da reden wir von gar nicht so wenig. Und dann wird er Weltmeister und schafft es nicht, in die Superbike-WM zu wechseln. Das allein zeigt schon das Interesse an den eigenen Supersport-Fahrern. Wenn du da keine direkten Kontakte hast, dann wird man Weltmeister, bekommt kein Angebot und kann nicht aufsteigen. Das ist eigentlich sehr traurig. Das kann es auch nicht sein“, kritisiert Schrötter.
„Es wäre schön, mal Supersport zu fahren, um einfach mal wieder Erfolge einzufahren und eventuell um den Titel zu kämpfen. Ich bin mir aber sicher, dass ich das auch in der Superbike-WM kann. Deshalb ist es wichtig, Moto2 gut zu fahren, um dann eventuell mit Werksteams verhandeln zu können“, schaut Schrötter auf die Option Superbike-WM 2023.
„Ich bin 29 Jahre alt. Wohnen, Haus, Familie irgendwann, all das spielt eine Rolle. Ich kann nicht irgendwo umsonst fahren oder Geld mitbringen. Das kann es nicht sein. Deshalb ist das nächste Jahr so extrem wichtig“, betont der Deutsche.
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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