(Motorsport-Total.com) – Die deutsche Firma Kalex Engineering aus Bobingen hat 2024 erneut die Konstrukteursweltmeisterschaft in der Moto2-Klasse gewonnen.
Für Kalex war es der zwölfte WM-Titel hintereinander. In der Fahrermeisterschaft musste man sich Konkurrent Boscoscuro geschlagen geben. Erstmals ging der WM-Titel an die Firma von Ex-Rennfahrer Luca Boscoscuro.
Geprägt war die Saison 2024 vom Wechsel auf Einheitsreifen von Pirelli. Seit 2010 ist Dunlop der Reifenpartner der mittleren Klasse gewesen. Die Teams mussten die italienischen Reifen erst kennenlernen, denn sie haben eine andere Charakteristik.
„Man hat gesehen, dass der Reifenabbau am Anfang der Saison bei allen größer war und hinten raus wurde es alles besser“, blickt Kalex-Mitbesitzer Alex Baumgärtel im Gespräch mit Motorsport-Total.com zurück.
„Somit konnte man mit mehr Verständnis in allen Bereichen besser arbeiten – wir, die Teams und die Fahrer. Das erste Halbjahr war eher schwierig, wie man an auch an den Ergebnissen gesehen hat. Wir waren mit den Fahrern nicht konstant dabei.“
Boscoscuro-Fahrer gewannen inklusive dem Sachsenring sieben Rennen, während Kalex nur zwei Siege feiern konnte. Aber dann drehte sich das Bild. Von Silverstone bis Saisonende gewann Kalex neun Rennen und Boscoscuro nur noch zwei.
„Nach der Sommerpause hat es Klick gemacht und es war wirklich eine gute zweite Saisonhälfte“, nickt Baumgärtel zufrieden. „Auf Strecken, wo wir in der Vergangenheit schwächer waren, konnten wir an Stärke zulegen. Das war wirklich gut.“
„Auch die Qualifying-Performance war in der zweiten Saisonhälfte besser. Die zweite Saisonhälfte war von uns in allen Bereichen stark. Wenn es heiß und kalt war und wenn die Strecken viel oder wenig Grip hatten.“
Letztendlich war es zwischen Kalex- und Boscoscuro-Fahrern ein Duell auf Augenhöhe. Bei der Performance war nicht klar zu erkennen, welches Paket einen eindeutigen Vor- oder Nachteil hatte. Diese Ausgeglichenheit sieht auch Baumgärtel.
„Schwer zu sagen, um ehrlich zu sein. Wir können es nicht wirklich klar sagen, wo der Wettbewerb liegt.“ In der Moto2 kann man den Gegner nur mit Sektorzeiten, Rennpace und Videostudium bezüglich Rennlinien analysieren.
Knackpunkt war im Laufe des Jahres das Verständnis der Reifen, denn „man kann mit einer Homologation nicht die Welt verändern“, so Baumgärtel. „Die Basis war sehr ähnlich, aber man hat verstanden, wie man die Reifen behandeln muss.“
„Wir waren hier [in Barcelona 2] um zwei Sekunden schneller als mit Dunlop vor einem Jahr. Das heißt, es gibt immer noch einen graduellen Anstieg, was die Grundperformance und speziell die Qualifying-Performance angeht.“
Wird man im nächsten Jahr noch deutlich bessere Rundenzeiten sehen? „Mit Pirelli gibt es einen größeren Drop vom Qualifying zur Rennpace, aber selbst die stabilisiert sich. Ich denke, das Ende der Fahnenstange ist noch nicht ganz erreicht“, schätzt Baumgärtel.
Pirelli ändert Größe des Vorderreifens
Im kommenden Jahr ändert Pirelli die Größe des Vorderreifens. Ende November testeten schon eine Handvoll Teams damit privat in Jerez und sammelten erste Erfahrungen. Mitte Februar gibt es dann offizielle Tests mit allen Teams in Portimao und in Jerez.
Dann sind Chassis und Schwinge für den Saisonauftakt schon vorbereitet und produziert. „Man darf sich bei der Homologation keine großen Risikosachen einfallen lassen. Es ist immer noch Polieren“, sagt Baumgärtel über seine Entwicklung.
„Einen großen Einfluss für das Gesamtpaket wird das neue Vorderrad haben. Diesen Impact wird man auch erst wieder verstehen und das Paket darauf trimmen müssen. Die Front hat doch viel Einfluss auf die ganze Fahrdynamik.“
2025 werden zehn Teams mit Kalex-Chassis an den Start gehen. Das sind zwei weniger als in der vergangenen Saison. Das Marc-VDS-Team wechselt zu Boscoscuro und auch das neue Pramac-Team setzt auf das italienische Chassis.
Boscoscuro rüstet künftig also vier Teams mit acht Fahrern aus. Mit Kalex sind 20 Fahrer am Start. Dass der Großteil der Kunden weiterhin mit der kleinen Firma aus Deutschland zusammenarbeiten will, macht Baumgärtel stolz.
„Die Arbeit mit den Teams war toll, sie haben uns den Rücken gestärkt. Es macht uns stolz, vor allem weil wir es geschafft haben, die zweite Saisonhälfte umzudrehen. Für den Fahrertitel war es zu spät, aber bei Saisonhalbzeit war die Konstrukteurswertung auch schwierig. Daran zu glauben und es geschafft zu haben, macht uns stolz.“
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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