Normalerweise bevorzugen Japaner den Konsens. Die Suzuki VS 1400 Intruder jedoch ging 1987 voll auf Konfrontationskurs in Richtung Milwaukee. Und sie traf mit Wucht.
Bis hierhin konnte Milwaukee damals gelassen mitlesen, aber dann kam es: Besagte Pleuel tragen 94 mm dicke Kolben, und die machen 98 mm Hub. Ergibt 1360 cm³. 20 mehr als beim Allerheiligsten. Verdammt, die Japaner meinten das ernst mit Intruder, zu Deutsch: Eindringling. Darum hatte Projektleiter Sadao Shirasagi amerikanische Suzuki-Mitarbeiter im Boot, und die diktierten ihm eine Linie, wie sie damals nur Low Rider und Wide Glide besaßen.
Gestreckt, kraftvoll, clean und cool. An strategischen Punkten stachen liebevolle Details ins Auge: poliertes Gehäuse des Kardan-Winkeltriebs, Drahtspeichenräder (hinten mit der damals mächtigsten Serienbereifung), hochwertige Armaturen, gewaltige Auspuffanlage, Entenbürzel. Doch ihr Machwerk blieb nicht bei Äußerlichkeiten stehen. Unter frühindustriellem Schnaufen, Zischen und Ballern kommt der von zwei Vergasern gefütterte V2 aus den Puschen. Schon vor 3000 Touren packt er die Keule aus, bei gut 4000 schalten Genussmenschen hoch, um diesen herrlichen Schlag noch einmal zu spüren. Im Vierten ist Schluss. Mehr Gangstufen hat und braucht die erste Suzuki VS 1400 Intruder nicht, später erzwangen veränderte Geräuschbestimmungen eine Zugabe. An Fahrwerk und Bremsen änderte sich über 25 Jahre wenig. Sie – nun ja – genügen eben. Auf jeden Fall standen sie kultischer Verehrung nicht im Weg, und da kann die dicke Suzie vom Spitznamen Trude über eigene Treffen und Clubs bis hin zum noblen Revell-Modell eigentlich alles bieten. Übrigens sieht sie im Maßstab 1:12 richtig niedlich