„Abstimmung, die hohe Schule des Motorrad Tunings. Und wir werden ganz nebenbei der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs "Tuning" sehr nahe gekommen.“
Wenn du alles gemacht hast, was man so machen kann, eine
Menge Geld und Zeit investiert, lauter edle Teile verbaut und mit der
Lambdasonde das Gemisch perfektioniert - aber dann harmoniert die Trichterlänge
nicht richtig mit den Steuerzeiten, die Steuerzeiten nicht mit der
Auspuffanlage, und die Auspuffanlage nicht mit der Trichterlänge - dann
kann es sein, daß die Einstellung schon einigermaßen passt und der
Motor eine Mehrleistung hat, aber noch ein ganzes Stück von seinen Möglichkeiten
entfernt ist.
Durch eine Änderung des Ansaugtrakts, der Auspuffanlage und der
Steuerzeiten passiert es leicht, daß die einzelnen Maßnahmen sich in
unterschiedlichen Drehzahlbereichen positiv auswirken oder sich sogar behindern.
Dann hast du eine Leistungskurve mit zahlreichen Einbrüchen, die über
weite Bereiche des Drehzahlbandes unter der möglichen Leistung liegt. Für
eine hohe Spitzenleistung geht es darum, die Resonanzbereiche der einzelnen
Faktoren so zu verschieben, daß sie im oberen Drehzahlbereich harmonisch
aufeinanderliegen. Für eine starke Mitte schiebst du sie entsprechend
weiter nach unten. Auch in der Musik funktionieren Harmonien dadurch, dass die
einzelnen Töne erst ein paarmal einsam vor sich hinschwingen, um sich dann
an einem Punkt treffen. Auch die Frequenzen des Motors sollten sich zu einem
Akkord zusammenfinden. Du kannst ihn beim Fahren hören. Ansaug- und
Auspuffgeräusch werden ineinander übergehen und du hast richtig Musik
unterm Hintern. Der Motor wird in diesem Bereich das höchste Drehmoment
haben.
Als erstes solltest du unterschiedlich lange Ansaugtrichter
ausprobieren. An Veränderungen der Drehmomentkurve läßt sich die
Auswirkung mit etwas Erfahrung leicht erkennen. Meistens wirst du hiermit schon
zu einem guten Ergebnis kommen. Wenn eine andere Trichterlänge aber dazu führt,
daß die Leistungskurve sich extrem verschlechtert und stark schwankt, wird
das wahrscheinlich an der Vergaser- oder Einspritzabstimmung liegen und du hast
erst dann eine Aussage, wenn du das Gemisch neu abstimmst. Überhaupt muß
bei allen diesen und den folgenden Messungen das Gemisch wenigstens einigermaßen
genau eingestellt sein.
Als nächster Schritt ist die Länge des Auspuffs dran. Für
eine Verlängerung musst du dir Zwischenstücke anfertigen, die du
zwischen Sammler und Endrohr stecken kannst. Zum Verkürzen wird dir nichts
anderes übrigbleiben, als das Endrohr abzusägen. Durch eine Veränderung
der Auspufflänge kann es aber wiederum sein, daß der Motor mit einer
etwas anderen Ansauglänge besser läuft. Wenn du dann ein vernünftiges
Ergebnis hinbekommen hast, solltest du noch ein bißchen mit den
Steuerzeiten experimentieren. Wenn du hier noch etwas findest, kannst du dich
freuen und nochmal von vorne anfangen.
Theoretisch ist die Anzahl der Möglichkeiten fast unendlich -
praktisch auch. Du kannst dir die Arbeit aber erleichtern und die Möglichkeiten
eingrenzen, indem du dich erstmal an den Werten ähnlicher Motoren
orientierst und diese schrittweise leicht veränderst.
Mit einem veränderten Gemisch und einer anderen Einstellung des Zündzeitpunktes
lassen sich Einbrüche in der Kurve teilweise ausgleichen. Wenn du trotz
aller Bemühungen ein hartnäckiges Loch in der Kurve hast, solltest du
in diesem Bereich das Gemisch anfetten und den Zündzeitpunkt vorstellen.
Meistens hilft das etwas.
Am Ende der Messungen wirst du über
mehrere mögliche Abstimmungen verfügen. Auf engen, kurven-reichen
Kursen mit kurzen Geraden kannst du dann z. B. die Trichter draufstecken, die
das nutzbare Drehzahlband verbreitern. Oder auf Kursen mit langen Geraden und
schnellen Kurven die Abstimmung nehmen, die die höchste Spitzenleistung
bringt.
Aus diesen
drei Teilen lassen sich vier verschiedene Trichterlängen zusammenstecken.