Motorrad Tuning - Allgemeines
Ein Motor hat um so mehr Leistung, je höher der Hubraum und die Füllung
der Zylinder mit Benzin-Luftgemisch ist (Drehmoment/Nm). Und je öfter diese
Füllung innerhalb eines gewissen Zeitraums erfolgt (Leistung/PS).
Die PS sind das Drehmoment multipliziert mit der Drehzahl und einem
Umrechnungsfaktor.
Eine einfache Formel, die der richtigen schon ziemlich nahe kommt:
PS = Drehmoment x Drehzahl in Tausend : 7
Drehmoment = PS : Drehzahl in Tausend x 7
Das bedeutet, daß ein Motor, der 100Nm bei 5000 Umdrehungen
produziert, genausoviel leistet, wie ein Motor, der nur 50Nm hat, diese aber bei
10.000 Umdrehungen erreicht. Den 50Nm-Motor übersetzt du halb so lang, und
die beiden werden sich nichts schenken. Die Formel besagt auch, daß eine
um 10% höhere Drehzahl bei gleicher Füllung 10% mehr Leistung
bedeutet.
Die Reibungsverluste eines Motors liegen je nach Bauweise und Drehzahl
bei bis zu 50%. Das heißt, daß von einer Verbrennung, die 100 PS
produziert, im Extremfall 50 PS benötigt werden, um den Motor überhaupt
zu drehen. Dazu kommen die Verluste, die entstehen, weil ein Teil der
Verbrennungswärme über die Abgase und die Kühlung ungenutzt
entweicht. Nochmal 10% der Leistung gehen auf dem Weg von der Kurbelwelle zum
Hinterrad verloren. Der Wirkungsgrad ist also recht bescheiden. Theoretisch
liegt hier ein Riesenpotenzial. Praktisch läßt sich nur ein sehr
kleiner Teil nutzen.
Und ein paar Binsenweisheiten, die du dir immer wieder vergegenwärtigen
solltest: Wenn ein 4Takt Motor mit 10.000 Umdrehungen pro Minute unterwegs ist,
geht der Kolben pro Sekunde 166mal rauf und runter. Einhundertsechsundsechzigmal
- in einer Sekunde. In dieser Sekunde wird der Hubraum 83mal mit Luft gefüllt.
Das angesaugte Benzin hat nur einen Bruchteil dieser Zeit zur Verfügung,
komplett zu verbrennen. Die Abgase jagen mit Schallgeschwindigkeit durch den
Auspuff. Auch die angesaugte Luft erreicht kurzzeitig Schallgeschwindigkeit. Der
Mensch ist für so etwas nicht gemacht.
Tuner
Es gibt nicht wenige Tuner - leider nicht alle - die absolut seriös
arbeiten. Gerade bei weitverbreiteten, sportlichen Modellen verfügen sie über
einen Erfahrungsschatz, den du nutzen solltest. Sie haben schon all die Fehler
hinter sich, die nicht nur für den Hobbyschrauber teuer werden. Oft bieten
sie verschiedene Komplettpakete an, die einen garantierten Leistungszuwachs
bringen. Und für den Preis kannst du das nicht selber machen. Denn auch der
Tuner hat beim erstenmal fünfmal so lange gebraucht wie beim zweitenmal.
Und du wirst mindestens zehnmal so lange brauchen. Also laß es. Es sei
denn, du wolltest schon immer mal für den Stundenlohn eines albanischen
Ziegenhirten arbeiten - oder du bist einer von diesen schlimmen, beziehungsunfähigen
Typen, die erst glücklich sind, wenn die Alte endlich vom Hof ist und sie
das Wochenende in der Garage verbringen können.....Also weiter:
Internetforen
sind eine gute Möglichkeit, sich zu informieren. Leider ist die Zahl
der selbsternannten Experten, Wichtigtuer und ahnungslosen Spinner Legion.
Trotzdem lohnt es sich, hier mal reinzuschauen. Denn ab und zu triffst
du auf Typen wie Karl-Heinz, der irgendwann rausgefunden hat, daß die
Einlaßventile aus der XY 850 in deinen Motor passen und drei Gramm
leichter sind. Oder Frank, der die 2.Übermaß-Kolben aus einer 750er
Miele eingebaut hat. Das bringt fast 40 Kubik mehr, da passt mit überschaubaren
Nacharbeiten alles und selbst mit der geringen Wandstärke der Buchsen hatte
er keine Probleme.
Wenn diese Knaben nicht auch behaupten, daß
sie nebenberuflich Pleuellagerschäden durch Handauflegen heilen würden,
kannst du ihnen glauben.
Und solche Tips sind fast unbezahlbar.
Experten
Wenn du das Glück hast, an Experten zu geraten, die sich mit deinem
Motor auskennen, wirst du festellen, daß die meisten etwas, sagen wir mal,
kauzig sind. Wenn du dich an ein paar Regeln hältst, wirst du aber auch mit
ihnen klarkommen.
- Fang erst garnicht an, ihn auszufragen. Er wird sofort dichtmachen und das
war´s dann.
- Wenn er dich aber schon auf ein Stichwort hin zutextet, ist er mit sehr
hoher Wahrscheinlichkeit kein Experte, sondern ein Wichtigtuer.
- Prahl nicht mit deinem Wissen. Er macht es auch nicht. Und im Zweifelsfall
weiß er mehr als du.
- Erzähl ihm nicht, was du noch alles Tolles vorhast, sondern
bestenfalls das, was du schon gemacht hast.
- Laß ihn reden und hör zu. Er ist zwar zutiefst mißtrauisch,
aber auch er braucht etwas Aufmerksamkeit.
- Wenn er einen Preis aufruft, akzeptiere ihn oder sag, dass du dir das nicht
leisten kannst. Handeln ist in diesen Kreisen überhaupt nicht angesagt und
die meisten nehmen sowieso viel zu wenig für ihre Arbeit.
- Seine wirklichen Geheimnisse wird er nicht rausrücken. Er hat sehr
viel Zeit und Geld investiert, sie herauszufinden. Warum sollte er sie dir
verraten?
- Das einzige, was hier manchmal funktioniert, sind Tauschgeschäfte.
Wenn du kannst, biete ihm etwas an. Das können seltene Teile oder, noch
besser, die guten Tips sein, die du bisher auch für dich behalten hast.
Versuch es nie mit Geld. Würdest du deine Kinder verkaufen?
Eigentlich
brauchst du dich also nur so zu verhalten, als ob du gut erzogen wärst.