„Einspritzanlagen sind der heutige Stand der Technik. Leistungsmäßig haben
sie in den meisten Fällen keinen Vorteil gegenüber Vergasern. Es gibt aber einige Gründe, warum die
Einspritzung sich immer mehr durchsetzt.“
Ein
Vorteil der Einspritzung liegt darin, daß sie schneller reagiert und sich
genauer auf verschiedene Last- und Drehzahlbereiche einstellen läßt.
Vergaser geraten auch dann ins Hintertreffen, wenn große Einzelhubräume
und hohe Literleistungen einen Durchmesser erfordern, der im unteren
Drehzahlbereich mit entsprechend niedrigen Gasgeschwindig-keiten eine vernünftige
Gemischbildung unmöglich macht. Die Grenze liegt hier bei ungefähr 65
PS pro Zylindereinheit und einem Vergaserdurchmesser von 41-42mm. Der Betrieb
eines geregelten Katalysators ist zwar auch mit einem Vergaser möglich,
aber das kann die Einspritzanlage besser. Bei der heute üblichen
Fallstromform der Kanäle bekommen Vergaser Probleme, weil ihre hohe
Bauweise dazu führt, daß sie mit dem Zylinderkopf kollidieren würden.
Auch die Programme der Serien-Einspritzanlagen sind vom Werk an
gesetzliche Vorschriften angepasst. Im Zubehör werden geänderte Eproms
oder Mappings angeboten, die die gesetzeskonforme Abstimmung durch eine
leistungsoptimierte ersetzen. Sie werden, ähnlich wie die Vergaserkits, vor
allem eine Verbesserung des Ansprechverhaltens und der Leistung im mittleren
Drehzahlbereich bringen. Die Produzenten von Auspuffanlagen bieten diese
teilweise mit angepaßten Einspritzprogrammen an.
Im Zubehör gibt es für viele Motorradmodelle Geräte,
die zwischengeschaltet werden und eine externe Einstellung ermöglicht. Am
weitesten verbreitet ist der Power Commander. Die aktuelle Version hat einen
USB-Anschluß, so daß du ihn direkt über dein Laptop oder deinen
PC einstellen kannst. Die Entwicklung macht in diesem Bereich Riesensprünge
und die Geräte werden immer besser, leichter bedien- und feiner
einstellbar. Ein weiterer großer Vorteil gegenüber Vergasern ist, daß
du nicht eine halbe Stunde damit beschäftigt bist, den Vergaser auszubauen,
zu zerlegen, Nadeln umzuhängen oder Düsen zu tauschen und danach alles
wieder zusammenzubauen, sondern einfach durch ein paar Mausklicks oder das
Einstellen direkt am Gerät das Gemisch im gewünschten Bereich anfetten
oder abmagern kannst. Diese Einstellung kannst du auch in mehreren Abstufungen für
unterschiedliche Drosselklappenstellungen (Lastzustände) vornehmen.
Vorraussetzung für eine korrekte Einstellung ohne viel Ausprobieren
ist die genaue Messung der Lambda-Werte während des Laufs.
Der Power Commander wird schon mit optimierten Einstellungen und
verschiedenen Kurven geliefert, die du dann noch auf deine Konfiguration maßschneidern
kannst. Über das Internet kannst du dir die neuesten Updates runterladen.
Zusätzlich hast du bei einigen Modellen die Möglichkeit, auch die
Zündkurve zu verändern und den Drehzahlbegrenzer zu verstellen.
Es wird wohl nicht mehr lange dauern, dann gibt es eine Software, die
den Prüfstand mit der Lambdaaufzeichnung und dem Steuergerät verbindet
und selbsttätig ein optimales Kennfeld in die Blackbox programmiert. Am
Lenker hast du dann vielleicht noch einen Wahlschalter für Umwelt-,
Spritspar- und Leistungsmodus.
Für jemanden wie mich, der mit der
Vergasertechnik aufgewachsen ist, öffnet sich hier eine fast schon zu schöne
neue Welt.
Leider passen diese Geräte nicht an alle Modelle, vor
allem für Einspritzmotoren der ersten Generationen werden sie nicht
angeboten. Hier musst du tricksen. Wenn die Einspritzung einen Temperaturfühler
hat, kannst du z. B. mit einem zwischengeschalteten regelbarem Widerstand das
Gemisch verändern. Es gibt Spezialisten, die Eproms neu programmieren und
manchmal lassen sich auch über eine Tastatur im Cockpit bestimmte Parameter
ändern. Im Buch "Motorradvergaser und Einspritzsysteme" von John
Robinson findest du hierzu einige Tips.
Natürlich solltest du
immer auch prüfen, inwieweit an der Hardware noch Optimierungspotential
besteht. Das können schlechte Übergänge und stömungsungünstige
Drosselklappen sein. Oder auch Maßnahmen, die das Ansprechverhalten
weniger ruppig machen, wie zusätzliche servogesteuerte Drosselklappen oder
unterdruckgesteuerte Schieber. Wenn du das Gelump rausschmeißt, wird das
ein bißchen Mehrleistung bringen. Das ist aber absolut nichts für den
gemeinen Grobmotoriker. Deswegen: Bevor du jetzt in die Garage rennst, lies noch
den Abschnitt über die "Fahrbarkeit".
Prinzipiell ist
ein nachträgliches Umrüsten von Vergaser auf Einspritzung möglich
(und gar nicht so selten wird es auch andersrum gemacht). Im Zubehör gibt
es zur Zeit nur sehr wenige Möglichkeiten und ich würde mich bei
modernen Motorrädern umsehen. Irgendetwas Vergleichbares von Zylinderzahl,
Hubraum und Ansaugquerschnitten müsste passend zu machen sein. Einigermaßen
günstig kann es werden, wenn du dir alle erforderlichen Teile aus einem
Unfallmotorrad schrauben kannst. Das Ganze wird aber ein richtig aufwendiges
Unterfangen, bei dem allein schon beim Umstricken des Kabelbaums sehr viel Zeit
draufgeht.
Wie gesagt, wirst du aber in den meisten Fällen keine Mehrleistung
erwarten können.
Die Rolle eines Prüfstands.
Die Aufstandsfläche des Reifens ist wesentlich kleinerals auf der Straße.