„Vergaser sind ohne Frage auf dem absteigenden Ast. Kaum ein ernstzunehmendes
Motorrad wird heute noch mit Vergasern ausgeliefert. Das ändert aber nichts
daran, daß immer noch sehr viele schöne Motorräder mit ihnen
unterwegs sind. Und auch die haben ein Recht darauf, getunt zu werden.“
Der
wirksame Vergaserdurchmesser sollte nicht größer als der Durchmesser
des Ansaugkanals sein. Der Einbau eines größeren Vergasers würde
die Spitzenleistung bestenfalls noch minimal erhöhen, aber wegen der
geringeren Gasgeschwindigkeit die Gemischbildung besonders im unteren
Drehzahlbereich negativ beeinflussen. Aber auch bei hohen Drehzahlen kann der
Motor durch diesen Effekt etwas Leistung verlieren. Außerdem behindern
Schwankungen im Querschnitt den Strom der Gassäule, so daß ein
deutlich zu großer Vergaser immer auch die Spitzenleistung reduzieren
wird. Wenn du das letzte PS rausholen willst, wählst du einen Vergaser,
der maximal 10% größer ist als der Kanalquerschnitt. Dann solltest du
den Kanalquerschnitt konisch so erweitern, daß er sich vom Vergaser bis
zur Ventilführung wieder auf das Ursprungsmaß verjüngt.
Der Vorteil von Gleichdruckvergasern gegenüber Schiebervergasern
besteht hauptsächlich darin, daß sie beim schnellen Öffnen der
Klappen durch die verzögerte Öffnung des Schiebers das
Ansprechverhalten verbessern. Außerdem lassen sich Drosselklappen mit
deutlich weniger Kraftaufwand betätigen als Schieber.
Bei
Gleichdruckvergasern behindert die Drosselklappe den Gasstrom. Deswegen müssen
sie etwas größer ausfallen als Schiebervergaser (ca.10-15%). In
vielen Fällen ist die Halterung der Drosselklappe so großzügig
dimensioniert, daß du hier Material abnehmen kannst. Auch die Kante der
Drosselklappe, die gegen den Strom steht, solltest du verrunden.
Die
beste Lösung für Vergasermotoren, die auf Spitzenleistung ausgelegt
sind, ist der Einbau von Flachschiebervergasern. Sie haben weder die
Drosselklappe im Ansaugstrom, noch eine strömungs-ungünstige Führung
der Schieber wie Rundschiebervergaser. Die Schwäche der Schiebervergaser
beim schnellen Öffnen wird mehr oder weniger durch eine Beschleunigerpumpe
ausgeglichen. Unter Vollast im oberen Drehzahlbereich werden sie immer einen
Leistungsgewinn bringen.
Vergaserkits
Da im Serienbau Abgas- und Geräuschbestimmungen die Hersteller zu
Kompromissen auf Kosten der Leistung zwingen, bringen die Kits in vielen Fällen
eine leichte Erhöhung der Spitzenleistung und fast immer eine deutlich
verbesserte Drehmomentkurve. Hilfreich sind sie auch, wenn du eine offene
Auspuffanlage und einen anderen Luftfilter verbaust, da es schon fertig
abgestimmte Kits hierfür gibt und du dir stunden- oder tagelange Arbeit
ersparst. Ich habe gute Erfahrungen mit diesen Kits gemacht, aber es gibt von
Modell zu Modell und von Anbieter zu Anbieter schonmal Unterschiede. Mal liegt
der eine vorne, mal der andere. Vorher Umhören lohnt sich.
Vergaserabstimmung
Natürlich kannst du diese Abstimmung auch selber vornehmen. Bei
seltenen oder älteren Modellen, für die keine Kits angeboten werden,
wird dir kaum etwas anderes übrigbleiben. Aber auch hier können oft
Spezialisten wie z.B. Topham weiterhelfen, von denen manche schon telefonisch
widernatürlich genaue Diagnosen stellen
Wenn du dich da selber richtig
reinknien willst: Ein ganz hervorragendes Buch zu dem Thema hat John Robinson
geschrieben (Buchtips am Ende der Fibel).
Bei Serienmotoren ist es vor allem der Teillastbereich, der durch geänderte
Düsennadeln neu abgestimmt werden sollte. In den meisten Fällen wird
durch eine schlankere Nadel das Gemisch angereichert. Zum groben Testen kannst
du auch mal nur die Seriennadel umhängen. Die Hauptdüse bleibt gleich
oder wird nur leicht verändert. Erst ein offenerer Luftfilter und Auspuff
erfordern zusätzlich im Vollastbereich eine fettere Abstimmung über
die Hauptdüse.
Das Abstimmen ist meistens eine Riesenarbeit, vor
allem, weil sich in den Übergangsbereichen die Maßnahmen gegenseitig
beeinflussen. Andererseits läuft kein noch so gut getunter Motor mit der
falschen Vergaserabstimmung auch nur einiger-maßen vernünftig. Also
wirst du da früher oder später ranmüssen.
Es werden exakt vermessene Hauptdüsen angeboten. Eine Maßnahme,
die keine meßbare Verbesserung der Leistung bringt, dafür aber auch
wenig aufwendig ist.
Im Zweifelsfall wichtig ist eine Abstimmung im
fetten Bereich dessen, was noch die Spitzenleistung erreicht. Eine zu magere
Abstimmung führt zu einer Überhitzung des Motors, zu Leistungsverlust
und auf Dauer nicht selten zum Motorschaden.
Wenn du die Abstimmung auf dem Prüfstand machst, hast du schon mal
eine gute Grundeinstellung. Auf der Strecke kannst du noch mal etwas
nachjustieren - oder du wirst es sogar müssen, wenn die äußeren
Bedingungen erheblich von denen abweichen, die du auf dem Prüfstand
hattest.
Links der Blick in einen
modernen Gleichdruckvergaser. Rechts der Stand der Technik in den 60ern: Auch
hier die Chokeklappe und eine überdimensionierte Drosselklappe.