„Hubraum ist durch nichts zu ersetzen - außer durch mehr Hubraum!“
Gilt
immer noch. Die Erhöhung erreichst du normalerweise durch Aufbohren des
Zylinders. Eine Maßnahme, die vor allem im unteren und mittleren
Drehzahlbereich proportional zur Hubraumerweiterung Leistung bringt. Der
Leistungszuwachs im oberen Drehzahlbereich hängt von der Dimensionierung
des Einlaßtraktes ab. Bei den meisten Motoren steigt auch hier die
Leistung, da der in der Regel geringe Abstand der Einlaßventile zur
Zylinderwand anwächst und der Einlaßstrom weniger behindert wird.
Hier zahlt sich auch eine saubere Kanalarbeit aus.
Die Wandstärke der Laufbuchse sollte nicht unter 2mm sinken.
Evtl. gehen auch mal 1,5mm, aber dann ist endgültig Ende der Fahnenstange.
Wenn du noch weiter aufbohren willst, mußt du dir größere
Buchsen anfertigen lassen. Oder du nimmst größere Buchsen aus einem
anderen Motor (dein Freund, der Motorradschlachter hat sowas) und arbeitest
diese passend um. Manchmal muß dafür auch die Bohrung im oberen
Motorgehäuse erweitert werden. Die Wandstärke des Zylinders setzt eine
weitere Grenze.
Wenn die größeren Kolben schwerer als die Serienteile sind,
wird der Motor bei hohen Drehzahlen stärker vibrieren, weil der Wuchtfaktor
sich verändert. Um das zu verhindern, mußt du entweder das Gewicht
der Kurbelwangen erhöhen oder besser noch die Kolben erleichtern.
Nach dem Aufbohren wirst du eine andere Kopfdichtung brauchen. Bei
Aludichtungen kannst die Bohrung größer schneiden oder du musst dir
eine Dichtung aus Alublech selber anfertigen. Alu ist so weich, daß du es
mit einer Nagelschere schneiden kannst.
Eine andere Möglichkeit
ist das Verlängern des Hubs. Auch dadurch steigt natürlich der Hubraum
und die Menge des angesaugten Gemischs. Am einfachsten geht das mit einer Änderung
an der Serienkurbelwelle. Dafür muß entsprechend des Gewinns an Hub
das Pleuellager dünner geschliffen werden. Dadurch, daß du es
exzentrisch machen kannst, brauchst du aber nur die Hälfte wegnehmen. Also
für 2mm mehr Hub ein 2mm geringerer Lagerdurchmesser. Für das untere
Pleuelauge benötigst du dann entweder nur dickere Lagerschalen, oder du mußt
es zusätzlich ausbuchsen. Damit der Kolben jetzt nicht in den Brennraum und
gegen die Ventile dengelt, mußt du die Fußdichtung unterlegen. Ich
habe aber schonmal ohne Probleme vier Fußdichtungen übereinander
eingebaut. Die bessere Lösung ist ein zurechtgeschnittenes Alublech.
Eventuell mußt du auch das Kolbenhemd kürzen, weil es sonst gegen die
Kurbelwangen stößt. Nur sehr selten wird das stärker ausgelenkte
Pleuel gegen den unteren Rand der Laufbuchse stoßen. Auch die Länge
der Steuerkette könnte zum Problem werden. Das Ganze ist also ziemlich
aufwendig und wird naturgemäß nicht den Abstand der Ventile zur
Zylinderwand vergrößern. Wenn du den Hubraum vergrößern
willst, solltest du also zuerst aufbohren und erst dann, wenn du dabei an
Grenzen stößt, eine Verlängerung des Hubs in Erwägung
ziehen.
Nach dem Aufbohren solltest du unbedingt die Kompression
messen.
Wenn sie zu stark gestiegen ist, hilft als einfache Maßnahme der
Einbau einer zusätzlichen Fußdichtung. Bei Brennräumen mit
Quetschkante ist der Abtrag von Material im Brennraum oder der Kolbenoberfläche
die bessere Lösung. Natürlich darf hier nicht zu viel abgenommen
werden, so daß eine noch ausreichende Wandstärke gewährleistet
ist.
Einige Leute werden dir erzählen, daß nach dem Einbau neuer
Kolben auf jeden Fall die Pleuel- und Kurbelwellenlager erneuert werden müssen.
Stimmt nicht. Wenn die Lager verschlissen wären, hättest du sie
sowieso schon gewechselt. Und für intakte Lager gilt wie so oft im Leben: Ändere
niemals ein rennendes System.
Das
Ergebnis einer Hubraumerweiterung. Der Leistungsgewinn im obersten
Drehzahlbereich wird meistens etwas geringer ausfallen.